Rund 350 Brücken- und Arbeitsplatzkrane im Einsatz

Vacuumschmelze

Leichtbau bringt leistung – auch bei Kranen

Als Spezialist für magnetische Legierungen und andere Sonderwerkstoffe, die im Vakuum erschmolzen werden, bietet die VACUUMSCHMELZE GmbH & Co. KG ihren Kunden unter anderem Drähte für anspruchsvolle Anwendungen an. In der Drahtzieherei sind vier neue Demag V-Profilkrane im Einsatz. Sie sorgen für „Durchblick“ im wahrsten Sinne des Wortes, erlauben deutlich höhere Traglasten auf den vorhandenen Kranbahnen und ermöglichen den Verzicht auf zusätzliche Arbeitsplatzkrane.

Was verbindet so unterschiedliche Teile wie Magnetkerne in Stromsensoren, Regelelemente in Dieselglühkerzen und Federn in mechanischen Uhren? Sie werden aus legierten Drähten der VACUUMSCHMELZE GmbH & Co. KG in Hanau hergestellt. Dabei wird die Grundlegierung aus Eisen, Nickel und Kobalt mit Zusätzen wie Chrom, Molybdän und Titan veredelt und im Vakuum erschmolzen. In der unternehmenseigenen Drahtzieherei wird das Material dann zu weichmagnetischen Drähten mit definierter Ausdehnung oder zu unmagnetischen Federstählen weiterverarbeitet.

Derartige Spezialdrähte, die oft in kundenspezifischen Legierungen hergestellt werden, sind weltweit gefragt. Deshalb hat die VACUUMSCHMELZE ihre Fertigung in Hanau – wo rund 1.450 der weltweit 4.500 Mitarbeiter tätig sind – neu strukturiert und die Drahtzieherei in ein zwar vorhandenes, aber von Grund auf modernisiertes Gebäude verlagert.

Rund 350 Brücken- und Arbeitsplatzkrane im Einsatz

In der Halle befanden sich bis dahin zwei rund 55 Meter lange Kranbahnen mit einem Spurabstand von knapp neun Metern und jeweils einem Laufkran, der bei einem Eigengewicht von 3,2 Tonnen eine Tragkraft von drei Tonnen aufwies. Diese beiden Krane stammten aus dem Baujahr 1956 und sollten ersetzt werden. Das Ziel: Die Verfügbarkeit der Krantechnik auch durch eine gesicherte Ersatzteilversorgung langfristig sicherzustellen.

Vier statt zwei Krane: Gewichtsersparnis bringt Vorteile

Hier bot sich der Einsatz der neuen V-Profilkrane an. Stefan Rieth, Technische Dienste der VACUUMSCHMELZE: „Da ein V-Profilkran nur etwas mehr als halb so viel wiegt wie einer von unseren alten Gitterkrane, konnten wir pro Kranbahn gleich zwei Krane installieren.“ Damit ließen sich gleich mehrere Vorteile realisieren: „An den einzelnen Anlagen befanden sich auch Säulenschwenkkrane, die ebenfalls ersetzt werden sollten. Dazu hätten wir eine neue Fundamentierung in der modernisierten Halle einbringen müssen. Das wäre aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse allerdings sehr aufwändig und teuer geworden. Durch die verdoppelte Anzahl an Laufkranen konnten wir auf diese Investition verzichten, ohne Einschränkungen beim Handling von Lasten in Kauf nehmen zu müssen. Und wir haben damit zusätzliche Redundanz realisiert damit im Bedarfsfall ein Kran die Aufgaben des anderen übernehmen kann.“

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Stefan Rieth (li) und Manuel Pfeifer (re), verantworten bei den Technischen Diensten der VACUUMSCHMELZE die Verfügbarkeit von rund 350 Krananlagen am Standort Hanau.

In der Tat ist der Gewichtsvorteil und damit auch der Fortschritt in der Konstruktion eindeutig: Zuvor brachte es einer der installierten Fachwerkkrane mit einem Eigengewicht von 3,2 Tonnen auf eine Tragkraft von 3 Tonnen. Heute hebt ein Demag-V-Profilkran in dieser Konstellation 3,2 Tonnen – und wiegt dabei knapp 1,7 Tonnen. Damit werden auch noch die Lasten & Kräfte für die statische Belastung der Kranbahn signifikant reduziert.

Verbessertes Schwingungsverhalten, längere Lebensdauer

Außerdem sorgt die neuartige V-Profilkonstruktion, die 2014 erstmals vorgestellt wurde, für ein um rund 30% verbessertes Schwingungsverhalten. Das heißt für den Anwender, dass die Last sich schneller beruhigt und der gesamte Prozess von einem schnelleren und zugleich sicheren Handling der Last profitiert: Die Drahtrollen, die zumeist mit einem C-Haken aufgenommen werden, lassen sich zügig transportieren und exakt positionieren. Die erhöhte Lebensdauer von bis zu 500.000 Lastwechseln ist nicht nur ein Vorteil für die Investitionssicherheit. Sie ist auch ein Indiz dafür, dass der Wartungsaufwand des V-Profilkrans zugleich minimiert wurde.

Funksteuerung als Standard

Die Verantwortlichen der VACUUMSCHMELZE entschieden sich für vier baugleiche V-Profilkrane mit einem Spurmittenmaß von 8,97 m. Die Energiezuführung der Krane erfolgt über die parallel zur Kranbahn installierte Demag Kompaktschleifleitung DCL-Pro, die bei geringem Eigengewicht eine zuverlässige Übertragung von Energie erlaubt.

Die vier Krane sind mit der neuen D3-Funksteuerung ausgestattet. Manuel Pfeifer, Technische Dienste der VACUUMSCHMELZE: „Wir waren anfangs etwas skeptisch auf Funk zu setzen, weil die Anzahl der Mitarbeiter, die auf die Krane zugreifen, recht hoch ist. Da braucht es Disziplin, die Funksteuerungen immer an derselben Stelle abzulegen. In der Praxis gelingt das aber bestens und die Kollegen wissen es zu schätzen, dass sie sich immer im bestem Blickwinkel auf die Last positionieren können.“

Mehr Licht und mehr Sicherheit

Die ausgetauschten Alt-Krane waren zwar in Gitterbauweise ausgeführt und damit optisch „leichter“ als Kastenträgerkrane, aber dennoch deutlich höher und massiver als ein moderner V-Profilkran mit seinen schlanken Strukturelementen. Manuel Pfeifer: „Die Kollegen in der Abteilung waren regelrecht überrascht, dass diese vergleichsweise filigrane Profilkonstruktion sogar höhere Lasten trägt als die alten Krane. Positiv ist auch, dass die Profile mehr Licht durchlassen und die Hallen nun heller sind und die Schattenbildungen durch die Krananlagen um ein Wesentliches reduziert werden konnte. Das gilt insbesondere im Vergleich zu den klassischen geschlossenen Kastenträgern.“

Aus Sicht des Service-Personals in Hanau bieten die V-Profilkrane auch mehr Sicherheit bei Wartungs- und Prüfarbeiten. Stefan Rieth: „Die Servicetechniker berichten, dass sie sich sicherer fühlen, weil sie die gesamte Halle im Blick haben und nicht quasi unsichtbar hinter einem geschlossenen Träger arbeiten müssen.“

Stichwort Service: In den Hanauer Betrieben der VACUUMSCHMELZE sind rund 350 Krane – darunter ca. 60 Brückenkrane – installiert. Diese werden von Spezialisten des Demag Service regelmäßig gewartet. Stefan Rieth: „Für unsere gesamte Krantechnik am Standort haben wir gemeinsam mit dem Demag Service einen Wartungsturnus erarbeitet, der auf die Frequentierung der einzelnen Krananlagen abgestimmt ist und darüber hinaus die Wartung unseres Hochregallagers und die Erstinstandsetzung unserer kraftbetätigten Tore beinhaltet. Unser Ziel: Durch vorbeugende Wartung rechtzeitig den Bedarf ermitteln, um die Folgekosten zu minimieren.“

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Präzision ist gefragt, um die Drahtrollen an der Maschine zur weiteren Verarbeitung zu positionieren.

 Betriebsdaten sind transparent – unabhängig vom Standort

Mit StatusControl gehen die Verantwortlichen bei der VACUUMSCHMELZE auch neue Wege in Richtung Überwachung und Verfügbarkeit von Krananlagen. Mit diesem System hat der Betreiber wie auch der Demag Service, dessen Servicetechniker kontinuierlich vor Ort sind und sämtliche Krananlagen betreuen, stets Zugriff auf die servicerelevanten Betriebsdaten von Kranen – unabhängig vom Standort. Denn die Krane sind mit Demag StatusControl ausgestattet, die per Fernübertragung Echtzeit-Zugriff auf die Daten der Krananlage erlaubt, und das auch von mobilen Endgeräten wie Tabletts aus. Hier können Anlagenzustände und Reports erstellt werden, sowie die Betriebsdaten eingesehen und dokumentiert werden.

Die erfassten und bereitgestellten Daten ermöglichen die Optimierung von Wartungsarbeiten, geben Aufschluss über potenzielle Störfaktoren und verbessern die Einhaltung aller Sicherheitsvorgaben. Und sie lassen sich mit einem Blick bewerten: Eine einfache Ampel-Systematik zeigt, ob bei den einzelnen Parametern Handlungsbedarf besteht oder ob im wahrsten Sinne des Wortes alles im grünen Bereich ist. Stefan Rieth: „Wir waren gegenüber dieser neuen Technik von Beginn an sehr offen eingestellt und erhalten damit nun auch eine reelle Bewertung über die Einsatzdauer einer Krananlage. Damit ist Demag StatusControl ein wichtiges Element der vorausschauenden Wartung, mit der wie die dauerhafte Verfügbarkeit der Krane sicherstellen.“

Lange Lebensdauer wird vorausgesetzt

Seit ihrer Installation laufen die vier V-Profilträgerkrane einwandfrei und mit einer rechnerischen Lebensdauer von bis zu 500.000 Lastwechseln werden sie lange im Einsatz sein, weil sie nicht kontinuierlich benötigt werden. Eine lange Lebensdauer entspricht auch den Erwartungen des Betreibers: Die Vorgängermodelle wurden schließlich erst nach 56 Jahren ausgetauscht.